Im Gespräch über die Forstwirtschaft – Teil 2

In einer zweiteiligen Interview-Serie hat VidekMensch und Region Lisa Münzer zum Thema Lebensraum Wald und Waldpädagogik befragt. Wir dürfen den Beitrag – Teil 2 – hier für euch teilen!

Videk: Wir haben gesehen, zu deinen Projekten zählt nachhaltige Regionalentwicklung. Was kann man sich darunter vorstellen? 

Gemeinsam mit KollegInnen habe ich bereits vor Jahren einen Verein für nachhaltige Regionalentwicklung gegründet. Mittlerweile sind wir gerade dabei uns im Bereich der Organisations- und Regionalentwicklung selbstständig zu machen. Mit nachhaltig meinen wir dabei aber nicht “nur” Nachhaltigkeit im ökologischen Sinne, sondern auch, dass Projekte bzw. Strukturen nachhaltig implementiert werden und langfristigen Bestand haben. Uns geht es vor allem darum, Regionen dabei zu unterstützen, sich zu stärken. Wenn Regionen z.B. ihre Netzwerke stärken, regionale Wertschöpfung erhöhen und Versorgungskreisläufe regionalisieren, stärken sie ihre Widerstandsfähigkeit und werden gleichzeitig ökologisch nachhaltiger. Vor allem in Zeiten wie diesen wird klar, wie wichtig es für ein Land ist, krisenfest und widerstandsfähig zu sein.

Videk: Die Förster kümmern sich um den Erhalt der Wälder. Wie machen sie das und was zählt zu ihren Aufgaben?

Kennzeichnung eines Wanderweges an einer vom Sturm beschädigten Eiche. Auch diese Instandhaltung ist Aufgabe eines Försters oder einer Försterin.

Ja, und um vieles mehr. Ihre Aufgaben sind teilweise sehr breit gefächert. FörsterInnen sind zuständig für den Schutz, die Pflege und Erhaltung der Wälder, sowie für die Holzernte. Sie können aber auch für den Naturschutz oder die Jagd zuständig sein. Mittlerweile gibt es auch immer mehr FörsterInnen, die auch WaldpädagogInnen sind und Wissen über den Wald und seine Funktionen vermitteln. Sie tragen eine große Verantwortung, denn von ihnen getroffene Entscheidungen betreffen die nächsten Generationen und müssen daher nachhaltig im ursprünglichsten Sinn sein.

FörsterInnen tragen eine große Verantwortung, denn von ihnen getroffene Entscheidungen betreffen die nächsten Generationen und müssen daher nachhaltig im ursprünglichsten Sinn sein.

Lisa Münzer
Nachhaltige Waldbewirtschaftung bedeutet auch dem Wald durch verrottendes Altholz wieder Nährstoffe zuzuführen.

Videk: Warum ist das Zusammenspiel von Waldpädagogik und Forstwirtschaft wichtig? Und was wird unter naturnaher Forstwirtschaft verstanden?

Österreich ist ein vom Wald geprägtes Land, mit einer langen Geschichte und einer starken Beziehung seiner EinwohnerInnen zum Ökosystem. Die österreichische Forstwirtschaft ist im europäischen Vergleich eine Besondere. Zum einen gibt es eine Dominanz von Bergwaldbewirtschaftung, zum anderen befindet sich die meiste Waldfläche und die damit verbundenen Betriebe in Familienbesitz – mehr als 80% der Waldflächen sind in privater Hand, davon zählen rund ⅔ zu den Kleinwaldbesitzern mit weniger als 200 Hektar. Durch die teilweise sehr lange Umtriebszeit der Wälder, also dem Zeitraum von der Bestandesbegründung bis zur Endnutzung, besteht ein ausgeprägtes kulturell und historisch einmaliges Bewusstsein. Hier gilt es anzuknüpfen und dies auch weiterzuvermitteln.

Reste, die in der industriellen Be- und Verarbeitung von Holz anfallen, werden als Biomasse zum Heizen verwendet.

Der Wald ist in Försterhand und auch in deren Verantwortung, schon alleine deswegen ist es wichtig, hier eine Zusammenarbeit anzuregen. Ursprünglich war die waldpädagogische Ausbildung auch für Förster gedacht. Vor allem wird es in unserer Zeit, in der die Menschen die Verbindung und das Wissen um natürliche aber auch die Kreisläufe von Produkten verloren haben, immer wichtiger aufzuzeigen, welche Arbeit hier geleistet wird.

„Nur was ich schätze, bin ich bereit zu schützen.“ Dieser Leitsatz gilt auch für die Vermittlung im Rahmen von Waldpädagogik.

Videk: In den Wäldern und Wiesen sind jede Menge Kräuter zu finden. Hast du Tipps, auf was man beim Sammeln dieser achten sollte?

In erster Linie ist es wichtig wirklich nur zu sammeln, was man kennt. Man muss sich also sicher sein, das richtige mitzunehmen. Dafür gibt es zahlreiche gut Bestimmungsbücher, die auch für Laien sehr leicht verständlich und gut zu verwenden sind. Heute gibt es auch schon Apps, die das Bestimmen von Blättern und Blüten erleichtern – hier braucht es aber ein bisschen Vorwissen. Wenn man wirklich viel sammeln und verarbeiten möchte, lohnt es sich auch kleinere Kurse oder Tagesseminars zu besuchen oder bei einer professionellen Wald- oder Wiesenführung mitzugehen.

In erster Linie ist es wichtig wirklich nur zu sammeln, was man kennt. Man muss sich also sicher sein, das richtige mitzunehmen.

Lisa Münzer
Der Wald bietet viele Schätze die man sammeln kann. Das können z.B. auch essbare junge Blätter sein aus denen dann ein herrlicher Salat wird.

Mir liegt es auch sehr am Herzen, dass die Menschen bewusst Kräuter, Blätter und Blüten sammeln. Wir nehmen nur soviel mit, wie auch wirklich für unsere Zwecke gebraucht wird. Wenn wir wieder etwas brauchen, gehen wir erneut in den Wald. Es wäre sehr schade, wenn wir zu viel sammeln und das dann wieder wegschmeißen.

Über Videk
Videk ist ein Herzensprojekt und im Südburgenland zuhause. Chatrin und René haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Betriebe und ihre Produkte, die Menschen die dahinterstehen und die gesamte Region „der Welt näher zu bringen“. Neben regionalen Beiträgen schreiben sie auch über Themen aus den Bereich Nachhaltigkeit, Umwelt und Lebensmittel. Vorbeischauen lohnt sich!

Wir bedanken uns bei Videk für das Interesse am Thema Wald und das nette Interview!