Im Gespräch mit Hermine Hackl

In unserer Gesprächs-Reihe „Waldwirtschaft“ lassen wir verschiedene Expertinnen und Experten zu Wort kommen. Für diesen Beitrag konnten wir Hermine Hackl von der forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen (BFW) gewinnen.

Unterholz: Was ist Ihre berufliche Tätigkeit?

Hackl: Ich leite die Forstliche Ausbildungsstätte Traunkirchen am Waldcampus in Oberösterreich. Die Ausbildungsstätte gehört zum Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Dieses ist auch Hauptmieter am Campus.

Unterholz: Was ist der Waldcampus?

Hackl: Neben der forstlichen Ausbildungsstätte ist dort auch die Forstfachschule beheimatet, als die einzige ihrer Art in Österreich. Außerdem haben wir den Einforstungsverband und das Österreichische Schutzwaldzentrum bei uns am Standort. Der Waldcampus ist das größte und modernste Waldkompetenzzentrum Europas. Dieser Mix forstlicher Einrichtungen ist einzigartig.

Unterholz: Welche Zielgruppen würden Sie in Bezug auf forstliche Bildungsarbeit identifizieren?

Hackl: Die größte Zielgruppe ist die, der in der Forstwirtschaft tätigen Personen. Bei uns gibt es für jede/n den richtigen Kurs und die entsprechende Aus- beziehungsweise Weiterbildung, quer durch alle forstlichen Themenbereiche. Von eintägigen Motorsägen- bis hin zu mehrwöchigen Forstfacharbeiterkursen. Ebenso wie den Vorbereitungskurs für die forstliche Staatsprüfung oder verschiedene Ausbildung zum/zur zertifizierten WaldpädagogIn, BaumprüferIn oder ForstkulturmanagerIn.

Eine besonders interessante Zielgruppe ist auch die der hoffernen WaldbesitzerInnen, für welche wir ein zielgruppenspezifisches Programm anbieten.

Unterholz: Was macht hofferne WaldbesitzerInnen so interessant?

Hackl: Hofferne WaldbesitzerInnen sind Menschen, die den Wald z.B. ererbt oder erworben haben. Sie kommen beruflich aber aus einem ganz anderen Bereich und sind auf die Einkünfte aus der Forstwirtschaft nicht angewiesen.

Für mich persönlich sind sie (hofferne WaldbesitzerInnen) ein wichtiger Missing-Link zwischen Forstwirtschaft und der „nicht-forstlichen“ Öffentlichkeit.

Über die Hoffernen erreichen wir auch Menschen, die sich sonst in ganz anderen Informationskreisen bewegen und für forstfachlichen Input nicht erreichbar wären. In Oberösterreich gibt es für diese Personen eine spezielle Regelung.

Unterholz: Worum geht es dabei?

Hackl: Wer Wald erbt oder kaufen möchte, wird in Oberösterreich von der Grundverkehrskommission zu uns geschickt. Die Länge der Ausbildung richtet sich dann nach der Größe des künftigen Besitzes. Das kann vom zweitägigen Basiskurs bis hin zur mehrwöchigen Fachausbildung gehen.

Mittlerweile kommen aber auch Menschen aus Eigeninitiative zu uns. Einfach weil sie das Thema Wald interessiert und sie die gesellschaftspolitische Dimension von Wald- und Forstwirtschaft erkannt haben.

Unterholz: Wie sehen Sie die österreichische Forstwirtschaft?

Hackl: Die österreichische Forstwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der zweitgrößte nach dem Tourismus. Die Forstwirtschaft hat der Welt und der Gesellschaft auch wesentlich mehr zu bieten, als es im ersten Moment scheint. So stammt etwa das Prinzip der Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft, wonach dem Wald nicht mehr entnommen werden darf als nachwächst. Nachhaltigkeit bedeutet auch Ausgewogenheit zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem. Würde die gesamte Gesellschaft dieses Prinzip anwenden, hätten wir viele Sorgen weniger.

Unterholz: Inwiefern spielt die Forstwirtschaft eine gesellschaftspolitische Rolle?

Hackl: Die Forstwirtschaft denkt in Generationen. Diese Langfristigkeit veranlasst eine verantwortungsvollere Handlungsweise als die Hire & Fire-Mentalität, die wir aus anderen Branchen kennen. Zudem „steckt“ Wald in beinahe allen Bereichen unseres Lebens und lässt sich mit allen Themen „kombinieren“. Egal ob Kulinarik, Religion, Mode, Kunst und Kultur, Sport, Technik, Energie oder Gesundheit…

Unterholz: Wie wird die österreichische Forstwirtschaft in der Welt wahrgenommen?

Hackl: Die Reputation der österreichischen Forst- und Holzwirtschaft in der Welt ist einfach sensationell. Auf der ganzen Welt werden Projekte mit österreichischem Knowhow umgesetzt. Beispiele dazu sind der Bau eines neuen Universitätscampus aus Holz in London oder eine wissenschaftliche Station im ewigen Eis in Norwegen. Sowie auch der Bau einer schottischen Destillerie.

Unsere Forst- und Holzexperten sind echte „Superstars“ in der Welt. Auch das Wissen über nachhaltige Waldbewirtschaftung exportieren wir in die ganze Welt.

Wie aber leider so oft, wird der Prophet im eigenen Land nicht immer erkannt.

Wir bedanken uns bei Hermine Hackl für die spannenden Einblicke und das nette Interview!

Steckbrief

Mag. Hermine Hackl

Leiterin der Forstlichen Ausbildungsstätte Traunkirchen (BFW)