Im Gespräch mit Roland Kautz

In unserer Gesprächs-Reihe „Waldwirtschaft“ lassen wir verschiedene Expertinnen und Experten zu Wort kommen. Für diesen Beitrag konnten wir Roland Kautz von den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) gewinnen.

Unterholz: In welchem Unternehmen sind Sie tätig?

Kautz: Ich arbeite seit vielen Jahren für die Österreichischen Bundesforste und leite die Stabsstelle für Vorstandsangelegenheiten, Kommunikation und Unternehmensentwicklung. Dadurch bin ich auch stark in Politikprozesse auf internationaler und nationaler Ebene eingebunden. So war ich zum Beispiel von Anfang an der Erstellung der aktuellen Österreichischen Waldstrategie 2020+ eingebunden. Auch jetzt bin ich noch aktiv im Walddialog involviert.

Unterholz: Was sind die Österreichischen Bundesforste?

Kautz: Die Bundesforste sind das Naturraumunternehmen der Republik Österreich und betreuen mit insgesamt ca. 850.000 ha etwa 10% der Staatsfläche. Unsere Themen sind Waldbau, Jagd und Fischerei, Umwelt- und Klimaschutz, Biodiversität, Naturraummanagement, erneuerbare Energie sowie Freizeit in der Natur. Unsere Aufgabe ist es, unterschiedlichste Interessen an der Verwendung von Wald und Waldökosystem, zu managen.

Unterholz: Wie stehen Sie, als direkt Betroffener zur Waldstrategie 2020+?

Kautz: Österreich hat als waldreiches Land nicht nur eine unglaubliche Kompetenz und Verantwortung, sondern auch Beispielfunktion in Europa, wie unterschiedlichste Interessen organisiert werden können, ohne auf die notwendige Nutzung von Holz zu verzichten. Ich glaube auch, dass ein wechselseitiges Verständnis der AkteurInnen untereinander, gerade in der heimischen Forstwirtschaft, sehr wichtig ist.

Die Sicht auf Wald sowie seine Verwendung hat sich verändert, weil sich die Gesellschaft verändert hat.

Dies zeigt sich auch an den jüngsten politischen Prozessen. Ich glaube die Politik, hat immer die Verantwortung, auch auf solche Entwicklungen einzugehen und zu reagieren. Gleichzeitig gibt es Interessengruppen, die sich einbringen möchten. Das alles bildet sich zu großen Stücken in der Waldstrategie, als sektorspezifische Strategie ab. Ich denke, sie ist breit verankert und wird dementsprechend gut angenommen. Für mich ist sie gut in Umsetzung und kann so dazu beitragen, für alle die in ihr enthaltenen Themen und Arbeitsfelder zu sensibilisieren.

Unterholz: Wie sehen Sie die verstärkte Freizeitnutzung des Waldes?

Kautz: Ich denke, es braucht geeignete Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung. Dafür tun wir auch in unserer Unternehmenskommunikation sehr viel. Zum Beispiel mit unserem „Wald der Zukunft“, wo wir mit unseren Forstbetrieben Führungen anbieten. Dabei geht es darum, das Waldökosystem in seiner Gesamtheit zu erklären und klarzumachen, dass sich dieses immer im Wandel befindet und aktuell durch die Folgen des Klimawandels vor riesigen Herausforderungen steht. Und wir mit ihm. Auch, wie sich der Naturraum entwickelt und wie wir ihn gestalten.

Es ist einfach so, dass wir den Wald brauchen und nicht umgekehrt. Wir als Subjekte tun und wollen etwas vom Wald und der Wald ist der Betroffene unseres Handelns und Tuns. Darum ist es so wichtig, über bildungspolitische Maßnahmen und Initiativen, Bewusstsein zu schaffen.

Unterholz: Sehen Sie eine allgemeine Veränderung der Mensch-Wald-Beziehung?

Kautz: Wir wissen, dass in 20 Jahren rund 80% der Weltbevölkerung in Städten leben wird. Das bedeutet, dass der Bezug zur Natur und Umwelt, zum Naturraum, ein völlig anderer sein wird als heute. Schon jetzt ist der Trend zur Urbanisierung und die Verwendung von Naturraum, eher im Sinne einer Erholungsnutzung, spürbar. „Urbane“ Menschen haben eine andere Sicht und einen anderen Zugang zu den Dingen als Menschen, die im ländlichen Raum leben.

In Bezug auf Wald heißt das, dass teilweise Kompetenzen der Waldbewirtschaftung verloren gehen. Es wird vermehrt ForstdienstleisterInnen geben, die ihre Dienstleistungen als Geschäftsmodell anbieten.

Wir bedanken uns bei Roland Kautz für die spannenden Einblicke und das nette Interview!

Steckbrief

DI Roland Kautz, MBA
Österreichische Bundesforste (ÖBF)

Leiter Vorstandsangelegenheiten, Kommunikation und Unternehmensentwicklung




Foto: Mark Glassner